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Meinung

Michael Clark

Golf, Drama und Humor: Apple TV+ überrascht mit „Stick“

Mit nur einem Ausreißer ist die neue Apple-TV-Serie ein unterhaltsamer Publikumsliebling für Sportfans.

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Pryce „Stick“ Cahill (Owen Wilson, l.) möchte das Golf-Wunderkind Santi Wheeler (Peter Dager) in „Stick“ trainieren.

Foto: Apple TV+

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Lesedauer: 7 Min.

Mit einem Golfprofi als Vater bin ich mit diesem Sport aufgewachsen und habe ein besonderes Interesse an Filmen oder Serien über Golf. Davon gibt es jedoch erstaunlich wenige. Und kaum welche von ihnen sind wirklich gut. 
Zu den Ausnahmen gehören „Tin Cup“ (1996), „Caddyshack – Wahnsinn ohne Handicap“ (1980) und „Das größte Spiel seines Lebens“ (2005). Viel mehr fällt einem nicht ein. Adam Sandlers „Happy Gilmore” (1996) hat zwar eine treue Fangemeinde, aber mich persönlich hat der Film nie überzeugt – ebenso wenig wie Sandler selbst.
Eine Live-Action-Serie zum Thema Golf gab es bisher noch nie. Schon allein deshalb verdient die neue Produktion von Apple-TV+ „Stick“ großes Lob für ihren Mut und ihre Originalität.
Die Grundidee erinnert ein wenig an „Tin Cup“: Vor vielen Jahren war Pryce „Stick“ Cahill (Owen Wilson) die Nummer acht der Golfweltrangliste und schien eine Karriere vor sich zu haben, die mit der von Tiger Woods oder Phil Mickelson hätte konkurrieren können. Doch bei einem wichtigen Turnier ignorierte er den Rat seines Caddies Mitts (Marc Maron). An einem einzigen Loch griff er immer wieder zum falschen Schläger und versenkte mehrere Bälle im Wasser.

Pryce „Stick“ Cahill (Owen Wilson) ist ein abgehalfterter Golfprofi in „Stick“.

Foto: Apple TV+

Bar-Trickser

Dieser selbst verschuldete Fehlschlag kostete Pryce nicht nur das Turnier, sondern zerstörte auch seine gesamte Karriere. Heute ziehen Pryce und Mitts durch Bars und zocken ahnungslose Gäste mit fingierten Golfwettspielen ab. Zu allem Überfluss ist Mitts frisch verwitwet und Pryce steht – gegen seinen Willen – kurz vor der Scheidung von seiner ihm mittlerweile fremd gewordenen Ehefrau Amber-Linn (Judy Greer).
Ein großes Lob an den Produzenten Jason Keller, sein Autorenteam und die Regisseure: Es wird nicht vorausgesetzt, dass das Publikum mit Golfjargon und Fachbegriffen vertraut ist. So wird beispielsweise erklärt, dass „Stick“ ein Begriff ist, den Profis für andere Spieler verwenden, die das Golfspiel in all seinen Facetten meisterhaft beherrschen.
Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich, als Pryce den jugendlichen Überflieger Santi (Peter Dager) auf der lokalen Driving Range beobachtet, wo Pryce Golfunterricht gibt. Santi ist ein Longhitter mit überragender Präzision – sein Talent ist unübersehbar. Als Pryce ihn darauf anspricht, ob er ihn trainieren dürfe, dreht Santi sich wortlos um und läuft davon.

Die US-Amateurmeisterschaft

Seine alleinerziehende Mutter Elena (Mariana Treviño) verrät, warum Santi so heftig reagiert. Sie betreibt ein Geschäft für Partybedarf. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit und einer beträchtlichen Anzahlung stimmt sie schließlich zu, dass Pryce Santi trainiert und sich auf die Qualifikation für die US-Amateurmeisterschaft vorbereitet.

Pryce „Stick“ Cahill (Owen Wilson, l.) und Santi Wheeler (Peter Dager) in „Stick“.

Foto: Apple TV+

Die fünfte Hauptfigur der Serie ist Zero (Lilli Kay), eine Art jugendliche Nomadin, die in einem Country Club, in dem eine Qualifikationsrunde für die US-Amateurmeisterschaft stattfindet, als Barkeeperin arbeitet. Mit ihrer sprühenden Energie und ihrer Unnachgiebigkeit gegenüber Dummköpfen freundet sich Zero schnell mit Elena und Santi an. Pryce erkennt, dass dies für sein Vorhaben von Vorteil sein könnte, und lädt Zero ein, dem Team beizutreten, woraufhin sie widerwillig zustimmt.
Dieses Phänomen ist so alt wie die Menschheit selbst: Wenn ein Teenager von einer lebenserfahrenen Person einen gut gemeinten Rat bekommt, wird dieser oft ignoriert. Kommt derselbe Ratschlag hingegen von einem Altersgenossen, wird er erstaunlich oft angenommen. Genau deshalb ist Zero für die Entwicklung der Handlung so wichtig.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich die Figur Zero als „genderfluid“ identifiziert. Warum das so ist, bleibt allerdings unklar, denn Zero zeigt kaum Verhaltensweisen, die gemeinhin als „maskulin“ gelten würden. Spätestens zur zweiten Hälfte der ersten Staffel verhält sich Zero eindeutig „weiblich“.
Meiner Meinung nach ist dieser Aspekt der Figur vollkommen überflüssig und trägt nichts zum ansonsten positiven Eindruck bei, den Zero in der Serie hinterlässt. Ich ziehe der Staffel deshalb einen vollen Stern in der Bewertung ab – wegen der unnötigen, modisch-aufgesetzten gesellschaftspolitischen Botschaft, die mit dieser Figur transportiert wird.

Ein mitreißender Moment

Mit Ausnahme der einstündigen Pilotfolge dauern die restlichen neun Episoden jeweils rund 30 Minuten. Es hat mich beeindruckt, wie viel Handlung und Charakterentwicklung Jason Keller und sein Team in so kurzen Episoden unterbringen konnten.

Amber-Linn (Judy Greer) und Stick Cahill (Owen Wilson) in „Stick“.

Foto: Apple TV+

Ein besonders nennenswertes Beispiel findet sich am Ende der dritten Folge: Dort wird der fünfminütige Song „Baba O’Riley“ von The Who in voller Länge gespielt – eine äußerst seltene Entscheidung in der Film- und Fernsehwelt. Während dieser Sequenz verzichten die Macher völlig auf Dialoge. Stattdessen liefern sie eine Serie meisterhaft geschnittener Bildfolgen, die zu einem packenden, erhebenden, emotional intensiven und inspirierenden Finale führen.
In einer späteren Episode wird fast ausschließlich eine fiktive Rückblende gezeigt, die Pryce und Amber-Linn in den glücklicheren Tagen ihrer Ehe zeigt. Die Folge erinnert in ihrer Machart leicht an „The Test Dream“ aus The Sopranos – eine gewagte „Was wäre wenn?“-Entscheidung von Showrunner Keller, die emotional voll aufgeht.
Obwohl „Stick“ nicht offiziell als „Staffel 1“ angekündigt wurde, endet die Serie auf eine Weise, die nicht nur die Tür für eine Fortsetzung offenlässt, sondern diese sogar verspricht. Keller und sein Team haben sich nicht übernommen und setzen offensichtlich darauf, dass das Publikum mehr sehen will – und das völlig zu Recht.
Die Serie startet am 4. Juni auf Apple TV+.
Produzent: Jason Keller
Darsteller: Owen Wilson, Peter Dager, Mariana Treviño, Lilli Kay
Episoden: 10
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Erscheinungsdatum: 4. Juni 2025
Bewertung: 3 1/2 von 5 Sternen
 

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: „,Stick’: The First TV Golf Sitcom Hits Most of Its Marks“(deutsche Bearbeitung von ee)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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