Nationaler Sicherheitsrat tagt
Graz: Amoklauf entfacht Debatte über Waffenrecht in Österreich
Österreich trauert und wartet auf Ermittlungsergebnisse. Inzwischen haben einzelne Politiker begonnen, das geltende Waffengesetz zu hinterfragen – darunter auch das Staatsoberhaupt.

Menschen gedenken nach dem Amoklauf in einer Schule in Graz mit Kerzen vor dem Stephansdom.
Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa
0:00
Polizei und Staatsanwaltschaft berichten heute Vormittag über den aktuellen Ermittlungsstand zu der Tat, die ein 21-Jähriger am Dienstag in seiner ehemaligen Schule in Graz angerichtet hatte.
Er erschoss neun Jugendliche und eine Lehrerin. Elf Menschen wurden verletzt. Das Motiv des Angreifers ist unklar, er beging am Tatort Suizid.
Nach einer ersten Phase des Schocks und der Trauer über den Amoklauf kommt zudem eine Diskussion über das Waffenrecht in Gang.
Nationaler Sicherheitsrat tagt
Am Nachmittag tagt in Wien der Nationale Sicherheitsrat. Dem Gremium gehören Minister sowie hochrangige Vertreter von Polizei und Militär an. Ziel sei es, die Hintergründe des Amoklaufs zu analysieren und über Präventionsmaßnahmen zu beraten, berichtete die Presseagentur APA.
Am Donnerstagabend ist im Wiener Stephansdom ein Gedenkgottesdienst für die Opfer von Graz angesetzt, an der auch die Staatsspitze teilnehmen soll.
Waffen-Debatte
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hinterfragte bereits das aktuelle Waffenrecht. „Ist die Rechtslage wirklich so, dass sie modernen Anforderungen genügt? Das wird zu prüfen sein“, sagte das Staatsoberhaupt laut der APA am Mittwoch in Graz.
Politiker würden sich nun sicherlich der Frage widmen, „wie es sein kann, dass ein 21-Jähriger Kurz- und Langwaffe besitzt und die Möglichkeit hat, entsprechende Munition zu kaufen und dieses Unheil anzurichten“, sagte der ehemalige Grünen-Chef.
Der Angreifer war mit einer Schrotflinte und einer Faustfeuerwaffe bewaffnet. Beide besaß er nach Angaben der Polizei legal. Laut einem bislang unbestätigten Bericht des Nachrichtenmagazins „Profil“ hatte er drei Monate vor seiner Tat begonnen, in einem Schützenverein zu trainieren.
FPÖ nennt Waffenrechts-Verschärfung „reine Symbolpolitik“
Die kommunistische Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr und eine Parlamentarierin der Grünen fordern als Reaktion auf den Amoklauf ein Waffenverbot für Privatpersonen. In Österreich ist für den Erwerb von Faustfeuerwaffen eine behördliche Genehmigung nötig – für Büchsen und Schrotflinten hingegen nicht.
Für die FPÖ wäre eine Verschärfung der Regeln hingegen „mehr eine reine Symbolpolitik als eine wirksame Maßnahme gegen Kriminalität“. Ein schärferes Gesetz könne als Generalverdacht gegen unbescholtene Bürger interpretiert werden, hieß es in einer von der APA zitierten Stellungnahme.
Debatte auch in Deutschland – Waffenschein für Schreckschusspistolen?
Nach dem Amoklauf in Graz fordert der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, strengere Regeln im deutschen Waffengesetz. Insgesamt sei das deutsche Waffenrecht zu komplex und unverständlich.
„Insbesondere bei Schreckschusspistolen, bei Anscheinswaffen, aber auch bei Messern und anderen Waffen brauchen wir ein viel strengeres Waffengesetz“, sagte Kopelke der „Rheinischen Post“. Konkret forderte er, dass schon für den Besitz von Schreckschusswaffen künftig ein Waffenschein nötig ist.
Derweil sprach sich der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Eike Bone-Winkel, für „verständliche und praxistaugliche Regeln“ im Waffenrecht aus.
Er sagte: „Wir brauchen vor allem eine konsequentere Entwaffnung von Extremisten und Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen. Wenn diese legal Waffen besitzen, zeigt das vor allem ein gefährliches Vollzugsdefizit.“
(dpa/dts/red)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.