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Mr. Blackout: „In Spanien geschah jetzt das, wovor wir für Ostern in Deutschland gewarnt haben“

Spanien, Portugal, Andorra und weite Teile Frankreichs: Zur Mittagszeit bricht in Westeuropa großflächig das Stromnetz zusammen. Epoch Times hat den Experten und bekannten YouTuber „Mr. Blackout“ zur Situation befragt. Er rät zur Vorbereitung.

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Ein Tennisturnier in Madrid musste wegen des großflächigen Stromausfalls in Spanien unterbrochen werden.

Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

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Lesedauer: 7 Min.

Ein höchst außergewöhnliches Ereignis im Westen Europas: Um etwa 12:30 Uhr MESZ fällt plötzlich auf der gesamten iberischen Halbinsel der Strom aus. Spanien, Portugal, Andorra und weite Teile Frankreichs sind betroffen.
Die Ursache für dieses Ereignis geht aus den ersten Meldungen nicht hervor. Deswegen fragte die Epoch Times den Energieexperten und YouTuber Stefan Spiegelsperger alias Mr. Blackout.

Herr Spiegelsperger, was ist heute (28. April) in Spanien passiert?

Wir haben fast in ganz Spanien einen Stromausfall. Die Last ist von 28 Gigawatt (GW) plötzlich auf 12 GW abgefahren.

Spiegelsperger zeigt den plötzlichen Leistungsabfall in Spanien, der zum Blackout geführt hat.

Foto: Bildschirmfoto YouTube-Kanal Outdoor Chiemgau / MrBlackout – Energie & Vorsorge

Das heißt, man kann davon ausgehen, dass mindestens zwei Drittel des Landes ohne Strom waren. Das hat sich auch auf Portugal ausgewirkt und auch auf Teile Südfrankreichs, in denen es keinen Strom mehr gab.

Das heißt, das Netz wird jetzt wieder hochgefahren?

Jetzt beginnt der sogenannte Schwarzstart. Das bedeutet, dass die Kraftwerke langsam wieder hochfahren. Das ist sehr kompliziert. Diese Kraftwerke bauen dann um sich herum eine sogenannte Strominsel auf, so ganz peu à peu, Stück für Stück.
Wenn viele Elektrogeräte alle gleichzeitig anlaufen wollen, passiert Folgendes: Du brauchst plötzlich viel mehr Strom und das Stromnetz könnte wieder zusammenbrechen.
Momentan sind viele Kraftwerke in Spanien noch komplett ausgeschaltet und die müssen wieder starten. Das alles kann bis zu zwei oder drei Tage dauern, bis alle Menschen wieder Strom haben.

Was ist über die Ursache des Stromausfalls bekannt?

Inzwischen haben mehrere Experten, auch Übertragungsnetzbetreiber, meine Theorie halb bestätigt. Sagen wir es mal so: Spanien hat viel zu viel Solarstrom, was nicht ungewöhnlich ist, das ist ähnlich wie bei uns, und den haben sie nach Frankreich exportiert.
Aber die Leitung in Frankreich war aus einem noch unbekannten Grund gestört. Eventuell gab es dort ein Feuer. Das ist noch nicht bestätigt. Und wenn die Leitung, worüber ich den Strom schicke, nicht mehr funktioniert, dann habe ich plötzlich viel zu viel Strom im Netz.
Und wenn man sich den Stromverlauf von Spanien anschaut, dann waren richtige Zacken drin. Das heißt, da wurden Gebiete vom Stromnetz getrennt. Der sogenannte Brownout wurde versucht, hat aber scheinbar nicht funktioniert. Und so kam es zu einem Kaskadeneffekt, und wir hatten eben einen kleinen Blackout.

Apropos Kaskadeneffekt: Wir haben ein europäisches Verbundnetz. Haben wir in Deutschland womöglich Glück gehabt, dass dieser Blackout nur bis Frankreich ging und nicht noch Deutschland erreicht hat?

Ja. Wir haben ein Netz in Europa. Was dem einen passiert, kann auch dem anderen passieren. Als zum Beispiel 2021 in Kroatien der Strom ausfiel, waren plötzlich 1,5 Millionen Menschen in Rumänien ohne Strom.
Solche Kaskadeneffekte können sich auch auf andere Länder ausweiten. Portugal und Frankreich hat es jetzt auch noch getroffen und das hätte sich natürlich auch weiter ausbreiten können – wenn eben die Sicherheitsmechanismen nicht rechtzeitig greifen. Und es ist immer die Frage, wer schneller ist: die Sicherheitsmechanismen oder der Fehler?
Mr. Blackout

Stefan Spiegelsperger.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Stefan Spiegelsperger

Bezüglich der Energiewende in Deutschland gab es erst kürzlich warnende Worte wegen zu viel Sonne an Ostern. Könnte ein solcher Stromausfall wie in Spanien auch in Deutschland passieren?

Was jetzt in Spanien geschah – sofern das der Auslöser war – ist exakt das, vor dem wir für Ostern gewarnt haben. Wir hatten Ostern noch Glück, dass wir bedecktes Wetter hatten, somit war es nicht so schlimm.
An Ostern arbeiten weniger Menschen, das heißt, du verbrauchst relativ wenig Strom. Wenn dann sehr viel Solarstrom hereinkommt und zu viele nicht abregelbare Anlagen haben, dann besteht das Problem, dass man den Strom irgendwo wegbringen muss. Wir haben ihn nach Frankreich wegtransportiert. Wenn dort die Leitungen ausgefallen wären, wäre uns genau das Gleiche passiert.

Kann man diesen Blackout als seltenes Ereignis bezeichnen, das vielleicht einmal pro Jahrzehnt vorkommt?

Jetzt nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. Das ist genau das, wovor wir auch für Pfingsten warnen und wovor wir für Ostern gewarnt haben. Davor warne ich schon seit vier Jahren.

Wie können sich die Menschen in Deutschland auf einen Blackout vorbereiten?

Es gibt beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf der Homepage bbkbund.de eine sogenannte Katastrophenschutzbroschüre zum Download. Die kann ich jedem empfehlen. Sie enthält eine Checkliste mit Sachen, die man sich wirklich besorgen sollte.
Denn bei Stromausfall geht auch keine Tankstelle mehr. Ich habe gerade von einem Kollegen in Spanien mitgeteilt bekommen, dass er aus dem Supermarkt hinausgeworfen wurde, weil der Supermarkt nicht ohne Strom funktioniert – die Kassen gehen nicht mehr, es geht nichts mehr.
Aktuell fahren dort keine Busse mehr, die Bahnen fahren nicht mehr, die Züge fahren auch nicht mehr. Man sollte zudem immer eine gewisse Menge Sprit im Tank  haben.
Die Menschen sollten auf alle Fälle vorbereitet sein. Sie sollten mit ihrem Vorrat sieben oder zehn Tage auskommen, ohne dass man in den Supermarkt gehen muss oder ohne, dass man etwas von draußen benötigt.
So viel sollte mindestens jeder daheim haben. Unsere Katastrophenschutzbehörden gehen davon aus, dass jeder Bürger so viel Vorrat zu Hause hat und sich für zehn Tage selbst versorgen kann.

Vielen Dank!

Das Interview führte Maurice Forgeng.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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