Ein wichtiges Treffen am 2. Juli
Der Dalai Lama wird 90 – Feierlichkeiten und Spekulationen um seine Nachfolge
Am 6. Juli feiert Dalai Lama den 90. Geburtstag - ein Anlass auch für die Spekulationen um seine Nachfolge. Am 2. Juli trifft er mit den wichtigsten tibetischen Religionsvertreter - Es könnte um die Frage gehen, ob es einen Nachfolger des Dalai Lama geben wird.

Mönche helfen dem Dalai Lama beim Aufsetzen eines zeremoniellen Hutes
Foto: Ashwini Bhatia/AP/dpa
Exil-Tibeter in aller Welt werden in der kommenden Woche den 90. Geburtstag des Dalai Lama feiern – und sich angesichts des hohen Alters des Jubilars zugleich verstärkt Gedanken über die Zukunft machen. Zusätzliche Brisanz bekommt das Thema der Nachfolge des geistlichen Oberhaupts der Tibeter durch die Ankündigung, dass es kurz vor seinem Geburtstag am 6. Juli ein Treffen der wichtigsten tibetischen Religionsvertreter und eine Videobotschaft des Dalai Lamas geben soll.
Eine Zukunft ohne Dalai Lama?
Der Friedensnobelpreisträger ist für die Tibeter die 14. Reinkarnation des Dalai Lama in 600 Jahren. Und er hat erklärt, dass sein 90. Geburtstag auch Anlass für die Tibeter sein sollte, sich Gedanken über eine Zukunft ohne ihn zu machen. Viele Exil-Tibeter befürchten, dass China ihnen einen Nachfolger für den Dalai Lama vorsetzen will.
Die Nachfolge-Spekulationen angeheizt wurden in der vergangenen Woche, als der Chef der tibetischen Exilregierung für den 2. Juli ein Treffen der wichtigsten tibetischen Religionsvertreter ankündigte. „Zu Beginn der religiösen Konferenz wird es eine Videobotschaft von seiner Heiligkeit (dem Dalai Lama) geben“, erklärte Penpa Tsering.
Angaben zum Inhalt der Videobotschaft machte er nicht – es könnte aber um die Frage gehen, ob es einen Nachfolger des Dalai Lama geben wird.
Unter den im Exil lebenden Tibetern gebe es eine breite Unterstützung für den Erhalt der Rolle des Dalai Lama, sagt Dawa Tashi vom in Indien ansässigen Tibetischen Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, der vor dem Exil wegen seiner Kritik an Peking in Tibet inhaftiert war. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Reinkarnation des 14. Dalai Lama weitergehen wird.“
Auch Thupten Jinpa, der seit fast vier Jahrzehnten der Dolmetscher des Dalai Lamas ist, ist sich sicher, dass „die Institution fortgesetzt wird“ – also, dass es zu entsprechender Zeit „einen neuen Dalai Lama geben wird“.
Der Dalai Lama lebt seit 1959 in Exil in Indien
Der Dalai Lama selbst hat zu der Frage erklärt, dass der Wunsch der Bevölkerung entscheidend sein werde. Das geistliche Oberhaupt und tausende andere Tibeter leben seit der Niederschlagung ihres Aufstands gegen die chinesische Herrschaft 1959 im Exil in Indien. Er wird von seinen Anhängern für seinen unermüdlichen Einsatz für mehr Autonomie Tibets gefeiert – einem Gebiet, das mehr als drei Mal so groß ist wie Deutschland.
Politisch hat der Dalai Lama offiziell keine Macht mehr. Er übergab diese 2011 an eine Exilregierung, die von rund 130.000 Tibetern weltweit gewählt wurde und ihren Sitz im Norden Indiens in einem Vorort von Dharamsala hat. Gleichzeitig warnte er vor der „offensichtlichen Gefahr“, dass politische Interessen das Reinkarnations-System missbrauchen könnten.
Mit dieser Warnung spricht der Dalai Lama die Angst vieler Tibeter im Exil an: Sie fürchten, dass die Führung in Peking einen Nachfolger ernennen will, um ihre Kontrolle über Tibet zu festigen. Der Dalai Lama, der von China als „Separatist“ bezeichnet wird, hat aber eins bereits unmissverständlich klargemacht: Sollten die Tibeter an der Institution des Dalai Lama festhalten und einen Nachfolger für ihn wollen, dann müsse dieser „in der freien Welt geboren“ sein.
Der Dalai Lama will 113 Jahre alt werden
Der 89-Jährige, der in seinem roten Gewand und mit seinem gütigen Lächeln in der ganzen Welt bekannt ist, führt ein karges Klosterleben in der indischen Himalaya-Stadt McLeod Ganj. Er sieht sich als „einfacher buddhistischer Mönch“ und will nach eigenen Angaben 113 Jahre alt werden – insofern wäre die Nachfolge-Frage nicht so drängend.
Trotzdem machen sich viele Sorgen: „Heutzutage ist vielen jungen Tibetern der persönliche Erfolg wichtiger als der kollektive Kampf“, sagt die Nonne Geshema Tenzin Kunsel von einem Kloster in der Nähe von McLeod Ganj. Und mit Blick auf den Dalai Lama fügt die Mittfünzigerin hinzu: „Ich fürchte um unsere Zukunft, wenn er nicht mehr da ist.“ (afp/red)
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