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Israel-Iran-Krieg

US-Luftangriffe auf den Iran: Was bisher bekannt ist und was nicht

Die US-Luftwaffe haben die drei wichtigsten iranischen Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan angegriffen. Laut Internationaler Atombehörde IAEA hat der Angriff keine Strahlung außerhalb der Einrichtungen freigesetzt.

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Netanjahu sieht mit den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen eines seiner zentralen Versprechen im Krieg gegen den Iran eingelöst (Archivbild).

Foto: Jack Guez/POOL AFP via AP/dpa

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Lesedauer: 7 Min.

Nach tagelangen Spekulationen haben die USA in den Krieg zwischen dem Iran und Israel eingegriffen. US-Präsident Donald Trump sagte am Samstagabend (Ortszeit) in einer Fernsehansprache an die Nation, durch die US-Luftangriffe seien die drei wichtigsten Atomanlagen vollständig zerstört worden: neben Fordo auch die Standorte Natans und Isfahan.

Was wir wissen

  • Der Angriff erfolgte nach Angaben Israels in Abstimmung mit Israel. Das US-Militär hatte den Verbündeten nur bei der Verteidigung unterstützt, aber betont, dass man nicht an den Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran beteiligt sei. Mit den Angriffen sind die USA nun faktisch als weitere Partei in den Krieg gegen den Iran eingetreten.
  • Nach den Bombardements am Morgen schrieb Trump auf der Plattform Truth Social, die Angriffe seien abgeschlossen.
  • Das US-Militär bezeichnet seine Angriffe gegen die iranischen Atomanlagen als „Operation Midnight Hammer“.
  • Das Manöver war der erste Kampfeinsatz der massiven bunkerbrechenden Bombe vom Typ GBU-57: Laut Generalstabschef Dan Caine wurden 14 Stück auf zwei Atomanlagen abgeworfen.
  • Insgesamt warfen 6 Tarnkappenbomber ein Dutzend der größten bunkerbrechenden Bombe auf die tief in einem Berg gelegene Uran-Anreicherungsanlage Fordo ab. Die mehr als 13 Tonnen schweren Bomben vom Typ GBU-57 können Ziele angreifen, die sehr tief unter der Oberfläche liegen.
  • Der Iran bestätigte einen Angriff auf die Atomanlagen des Landes.
  • Berichten zufolge wurden 2 bunkerbrechende Bomben von einem Tarnkappenbomber des Typs B-2 auf Natans abgeworfen. Zudem sei Natans von U-Booten aus mit Marschflugkörpern angegriffen worden.
  • Das dritte US-Angriffsziel in der Stadt Isfahan wurde mit Marschflugkörpern angegriffen. Insgesamt hätten die U-Boote rund 30 Marschflugkörper auf die Ziele in Isfahan und Natans abgefeuert.
 

Die US-Verteidigung erläutert öffentlich den zeitlichen Ablauf des Iran-Einsatzes.

Foto: Andrew Harnik/Getty Images

  • Laut Internationaler Atombehörde IAEA hat der Angriff keine Strahlung außerhalb der Einrichtungen freigesetzt. „Nach Angriffen auf drei Atomanlagen im Iran – darunter Fordo – kann die IAEA bestätigen, dass bislang keine Erhöhung der Strahlenwerte außerhalb der Anlagen gemeldet wurde“, teilte die Behörde am frühen Morgen auf der Plattform X mit. Wärmebilder von NASA-Satelliten zeigten Wärmequellen, die auf Brände infolge der Bombardierung hindeuten.
  • Laut der Hilfsorganisation Roter Halbmond wurden bei den Angriffen keine Menschen getötet. Es seien elf Menschen verletzt worden, wovon vier in ein Krankenhaus eingeliefert worden seien, zitierte die Nachrichtenagentur Mehr den Chef des iranischen Roten Halbmondes, Pir-Hussein Kuliwand.
  • Nach einer stundenlangen Sperrung will Israel laut Medienberichten seinen Luftraum teilweise wieder öffnen. Ab 14:00 Uhr (Ortszeit) sollten wieder Starts und Landungen auf dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv zugelassen werden, berichteten israelischen Medien unter Berufung auf das Verkehrsministerium.
  • Irans Außenminister Abbas Araghtschi drohte umgehend mit Konsequenzen. Die Ereignisse würden dauerhafte Folgen haben, schrieb er auf X. Später machte er in Istanbul deutlich, dass er kaum Raum für Diplomatie sieht. Auch Irans Revolutionsgarden schickten eine warnende Botschaft in Richtung der US-Militärbasen in der Region.

Wie geht es nun weiter?

Trump drohte dem Iran mit Luftangriffen auf weitere Ziele, sollte das Land nun keinen Frieden schließen. „Es wird entweder Frieden geben oder eine Tragödie für den Iran, die weitaus größer ist als das, was wir in den vergangenen acht Tagen erlebt haben“, so der US-Präsident.
Trump sagte, er habe „im Team“ mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu entschieden. „Wir haben als Team gearbeitet, wie es vielleicht noch nie ein Team zuvor getan hat, und wir haben viel dazu beigetragen, diese schreckliche Bedrohung für Israel zu beseitigen“, betonte Trump. Netanjahu sprach seinerseits von einer „perfekten Abstimmung“ der USA mit Israel.

Welche Reaktionen gibt es in den USA?

Scharfe Kritik kam von den Demokraten. Ihr Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, erklärte, Trump riskiere die Verwicklung Amerikas „in einen potenziell katastrophalen Krieg im Nahen Osten“. Zudem habe er versäumt, die Erlaubnis des Kongresses für den Einsatz einzuholen. Die New Yorker Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez nannte Trumps Entscheidung ebenfalls „katastrophal“ und einen „schweren Verstoß gegen die Verfassung“.
Die Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene aus dem Rechtsaußenlager der Republikaner etwa schrieb im Onlinedienst X, sie bete nun für die Sicherheit der US-Soldaten und -Bürger im Nahen Osten und sie hoffe, dass die USA nun nicht von „Terroristen angegriffen werden“. Vor dem Angriff hatte sie Israel noch beschuldigt, den Krieg gegen Iran begonnen zu haben und hatte erklärt: „Das ist nicht unser Kampf.“
Laut US-Verfassung (Artikel 1 Absatz 8) obliegt es dem Kongress, einen Krieg zu erklären. Der Präsident kann als Oberbefehlshaber kurzfristige und begrenzte Einsätze auch ohne Zustimmung des Kongresses anordnen.
Trump begründete sein Handeln in der Fernsehansprache mit der „nuklearen Bedrohung durch den weltweit führenden staatlichen Unterstützer des Terrors“, also den Iran.

Was wir nicht wissen

  • Das Ausmaß der Schäden an den Atomanlagen ist noch nicht bekannt. Die staatliche iranische Nachrichtenagentur berichtete, dass ein Teil des Bereichs um die Uran-Anreicherungsanlage Fordo beschädigt worden sei. Es bestehe keinerlei Gefahr für die Bevölkerung der nahegelegenen Stadt Ghom und die umliegenden Gebiete
  • Die Bundesregierung geht nach eigenen Angaben davon aus, dass nach dem US-Angriff große Teile des iranischen Nuklearprogramms beeinträchtigt wurden.
  • Abzuwarten bleibt, wie eine Vergeltung des Irans aussehen könnte. Also etwa, ob das Land US-Stützpunkte in der Region angreifen könnte.
  • Das US-Militär hat im Nahen Osten rund 40.000 Soldaten stationiert. Die Stützpunkte in Bahrain und Katar am Persischen Golf etwa sind Luftlinie nicht weit vom Iran entfernt. Zudem könnte der Iran US-Ziele auch über verbündete schiitische Milizen im Nachbarland Irak angreifen lassen.
  • Umstritten ist, ob die Angriffe der USA im Iran im Einklang mit dem Völkerrecht erfolgten. Manche arabische Staaten und Russland sehen internationales Recht gebrochen, auch der Völkerrechtsexperte Jochen von Bernstorff stuft die Angriffe als „eindeutig rechtswidrig“ ein.
  • Auch, ob die USA weitere Angriffe planen, war zunächst völlig unklar.

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