
Wie bitter das Leben versüßt: Bitterstoffe und ihr Nutzen für den Körper
Bitter ist wohl die unbeliebteste aller Geschmacksrichtungen. Doch ein bisschen bitter auf der Zunge und im Bauch bringt viele Vorteile für den menschlichen Körper.

Viele Lebensmittel enthalten Bitterstoffe.
Foto: Lilechka75/iStock
In Kürze:
Bitter aktiviert Rezeptoren im gesamten Verdauungstrakt, wobei Nahrung besser verdaut wird.
Stoffwechselhormone werden aktiv, was Diabetes und anderen chronischen Erkrankungen vorbeugt.
Bittere Pflanzen oder Bitterstofftonika fördern das Verdauungssystem. Es gibt aber einiges zu beachten.
Wann hat Ihr Körper zuletzt nach etwas Bitterem verlangt? Sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne ist „bitter“ vermutlich nicht der beliebteste Geschmack, nach dem sich unser Körper sehnt.
Doch wenn wir einen Blick auf die Ernährung werfen, so sind Bitterstoffe sehr wichtig für den menschlichen Körper, wie Forschungen und traditionelle Weisheiten belegen.
Doch welche Vorteile bieten Bitterstoffe? Und wo genau stecken sie drin?
Aktivieren Sie den „Bitterreflex“
Traditionell werden Bitterstoffe in Form von Bitterkräutern seit Jahrtausenden bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt, insbesondere zur Unterstützung des Verdauungssystems.
Die moderne Wissenschaft entschlüsselt nun, wie Bitterstoffe genau wirken. Wenn wir etwas Bitteres schmecken, werden spezielle Rezeptoren nicht nur auf der Zunge, sondern im gesamten Verdauungstrakt aktiv. Diese Rezeptoren lösen den sogenannten Bitterreflex aus. Dieser sorgt dafür, dass Moleküle der Nahrung effizienter aufgespalten werden, was die Verdauung unterstützt. Der Bitterreflex fördert auch die Darmmotilität, also die natürliche Bewegung des Darms. Das führt dazu, dass die Nahrung besser durchmischt, zerkleinert und durch den Verdauungstrakt transportiert wird.
Ebenso regt der Bitterreflex die Produktion von Speichel, Magensäure, Galle und Verdauungsenzymen an. Das wird insbesondere mit zunehmendem Alter wichtig, da diese Sekrete mit den Jahren abnehmen. Sie sind aber unerlässlich, da sie den Körper auf die Nahrungsverarbeitung vorbereiten. Auch sorgen sie dafür, dass Nahrungsmittel effizienter aufgespalten und aufgenommen werden.
Bitter versüßt das Leben
Darüber hinaus setzt die kombinierte Wirkung von Verdauungssekreten und Rezeptorsignalen Stoffwechselhormone frei. Diese beeinflussen, wie gut der Körper Nahrung aufnimmt und durch den Darm transportiert. Auch sorgen sie dafür, dass der Körper Zucker aus dem Blut aufnehmen und verwerten kann.
Auf diese Weise unterstützen Bitterstoffe einen stabilen Blutzuckerspiegel, was das Risiko für Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen senkt.
Ebenso können Bitterstoffe dazu beitragen, Heißhungerattacken zu verringern und die Hungerhormone zu beeinflussen. Das kann dazu führen, dass man weniger isst, was Personen zugutekommen kann, die abnehmen wollen.
Ferner fördern Bitterstoffe aus Bitterkräutern einen gesunden Darm. Das tun sie, indem sie das Wachstum von nützlichen Bakterien anregen und die Anzahl schädlicher Mikroben senken. Da der Großteil des Immunsystems im Darm angesiedelt ist, unterstützt dieses Gleichgewicht die Immunität und kann Entzündungen verringern.
Darüber hinaus haben Bitterstoffe entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen. Das kann dazu beitragen, Gehirn, Herz und andere Organe vor Zellschäden und anderen schädlichen Auswirkungen chronischer Entzündungen und oxidativen Stresses zu schützen, was chronischen Erkrankungen vorbeugt.
Wie lässt sich „bitter“ in den Alltag integrieren?
Sind Sie bereit, Ihrem Darm und dem gesamten Körper einen natürlichen Schub zu geben? Hier erfahren Sie, wie Sie beginnen können.
Fangen Sie klein an und seien Sie konsequent
Um die Vorteile zu genießen, sollte man regelmäßig Bitterstoffe verzehren, am besten etwa 15 Minuten vor den Hauptmahlzeiten, meint Sheridan Genrich, eine australische Ernährungsberaterin und Naturheilpraktikerin, gegenüber Epoch Times. Die Einnahme von Bitterstoffen vor dem Essen trainiere die Geschmacksnerven, rege die Magensekretion an und unterstütze das gesamte Verdauungssystem, so die Naturheilpraktikerin.
Für Personen, für die Bitterstoffe sehr intensiv sind, empfiehlt sie, am Anfang eine Handvoll bitteres Grünzeug, wie zum Beispiel Rucola, in den Salat zu geben oder es in eine gekochte Hauptmahlzeit zu mischen.
Im Ganzen lasse sich der Geschmack von Bitterstoffen nicht vermeiden, denn er sei für die nötige Wirkung unentbehrlich. „Wenn es nicht bitter schmeckt, werden Sie nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen“, erklärte Ernährungswissenschaftlerin Beth Czerwony auf der Website der Cleveland Clinic.
Bitterstofftonika – auf was man achten sollte
Auch Bitterstofftonika seien Möglichkeiten, das Verdauungssystem vor einer Mahlzeit „aufzuwecken“, sagt Genrich. Das sind konzentrierte Kräuterextrakte, die aus bitter schmeckenden Pflanzen hergestellt werden. Dabei ein hochwertiges, verdauungsförderndes Tonikum nehmen und nach der Gebrauchsanweisung dosieren.
Genrich empfiehlt Mischungen, die klassische Bitterkräuter wie Enzianwurzel, Löwenzahnwurzel, Artischocke, Gewöhnliche Mahonie, Helmkraut oder Ingwer enthalten. Diese Tonika sind sowohl mit als auch ohne Alkohol erhältlich.
Allerdings sind verdauungsfördernde Bittermischungen nicht für jeden geeignet. Schwangere, stillende Frauen und Kinder sollten sie nicht einnehmen. Zudem könne ihr Verzehr bei Personen, deren Magen-Darm-Trakt gut funktioniert oder übermäßig aktiv ist, zu einer vermehrten Produktion von Magensäure führen. Das könne verschiedene Verdauungsbeschwerden verursachen, meinte Ernährungswissenschaftlerin Czerwony.
Personen, die unter den folgenden Erkrankungen leiden, sollten Bitterstofftonika laut der Ernährungswissenschaftlerin ebenfalls meiden:
- Diabetes
- Erkrankungen der Gallenblase
- Gastritis
- Zwerchfellbruch
- Nierensteine
- Leberprobleme
- Verdauungsgeschwüre
Ebenso können Tonika mit einer Vielzahl an Medikamenten interagieren. Wer beispielsweise Blutdruckmedikamente, Insulin, Blutzuckersenker oder andere Arzneimittel einnimmt, sollte sich vor dem Verzehr von Bittermischungen von seinem Arzt beraten lassen, empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin.
Gesunde Bitterstoffe aus der Natur
Bitterstoffe gebe es aber auch zahlreich in der Natur. Zu den Lebensmitteln, die Bitterstoffe enthalten, gehören unter anderem:
- Gemüse: Chicorée, Endivie, Artischocken, Rucola, Radicchio, Rosenkohl, Brokkoli, Kresse
- Obst: Grapefruit, Zitronen, Cranberries, Orangen, Äpfel, Trauben, Birnen
- Hülsenfrüchte: Schwarze Bohnen, Mungbohnen
- Nüsse: Walnuss, Haselnuss, Mandeln, Kakao
- Kräuter: Löwenzahn, Wermut, Enziankraut, Schafgarbe, Minze, Rosmarin
- Gewürze: Kurkuma, Ingwer, Fenchel, Pfeffer
- Getränke: Grüner und schwarzer Tee, Kaffee
Hören Sie auf Ihren Körper
„Achten Sie darauf, wie Sie sich nach der Einnahme von Bitterstoffen fühlen“, so Ernährungsberaterin Genrich. Eine verbesserte Verdauung, weniger Blähungen und ein ausgeglicheneres Energielevel seien häufige Anzeichen dafür, dass die Bitterstoffe wirken, erklärt sie.
Zudem rät sie bei neuen Nahrungsergänzungsmitteln oder funktionellen Lebensmittelzutaten, die Reaktion des Körpers eine Woche lang in einem Essens- und Getränketagebuch festzuhalten. Das helfe, Veränderungsmuster zu erkennen, und mache auf Reaktionen aufmerksam, die auf eine übermäßige Dosis zurückzuführen sein könnten.
„Beginnen Sie langsam und steigern Sie sich allmählich, bis Sie mit Ihrer Verdauungsreaktion zufrieden sind. Ihr Körper weiß es am besten“, so die Naturheilpraktikerin.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Why Bitters May Be the Key to Better Digestion and Blood Sugar“. (redaktionelle Bearbeitung as)

Anna Samarina studierte Sprach-, Kultur- und Translationswissenschaften mit den Schwerpunkten Deutsch, Englisch und Russisch an der Universität Mainz und Dolmetschen für Englisch und Russisch an der Universität Wien. Sie verfasst seit über zehn Jahren Artikel zu verschiedenen Themen für die Epoch Times. Seit 2022 schreibt und übersetzt sie hauptsächlich für das Ressort Epoch Vital.
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