Mikroplastik im Alltag – und wie wir es vermeiden können
Mikroplastik ist allgegenwärtig – im Boden, der Luft, im Wasser und sogar in unseren Lebensmitteln. Ob beim Trinken aus der Plastikflasche oder beim Kuscheln mit der Fleecedecke: Unbemerkt nehmen wir täglich Mikroplastik auf. Der Artikel zeigt, wie Sie es im Alltag vermeiden und gesündere Alternativen wählen können.
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Plastikfreies Einkaufen verringert die Mikroplastikbelastung in Lebensmitteln.
Plastik ist zu einem ständigen Begleiter unseres modernen Lebens geworden. Ob als Verpackung, in Kleidung oder in Kosmetik, Kunststoffe sind allgegenwärtig – und oft praktisch. Doch das hat schwerwiegende Folgen für unsere Umwelt und Gesundheit: Gelangt Plastik in die Umwelt oder in die Meere, zersetzt es sich zu winzigen Partikeln, dem Mikroplastik.
Auch im Alltag entsteht Mikroplastik, etwa durch den Abrieb von Verpackungen, synthetischer Kleidung, Plastikdosen, Spielzeugen oder Schuhsohlen. Es ist nicht nur überall in der Natur zu finden, sondern auch in unseren Lebensmitteln, der Atemluft und schließlich in unseren Körpern.
Kunststoffe können über unterschiedliche Wege in die Natur gelangen.
Foto: Umweltbundesamt
Zudem kann es mittlerweile in unserem Körper festgestellt werden – und die langfristigen Auswirkungen davon sind noch kaum erforscht. Häufig enthält Mikroplastik dabei Schadstoffe wie Phthalate und Bisphenol A, die als hormonell wirksam gelten. Diese Stoffe stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt zu stören und mit Erkrankungen wie Unfruchtbarkeit, hormonell bedingten Krebsarten, Fettleibigkeit, Diabetes und chronischer Erschöpfung in Verbindung zu stehen.
Was können wir tun, um Mikroplastik im Alltag und damit die Aufnahme von Mikroplastik in unseren Körper zu vermeiden? Denn was wir nicht aufnehmen, müssen wir auch nicht wieder ausscheiden.
Verpackungen vermeiden Aus Plastikverpackungen können sich Mikroplastikpartikel lösen, die auf die Lebensmittel übergehen und mitgegessen werden. Vor allem in Plastik verschweißte Lebensmittel sind eine potenzielle Quelle für Mikroplastik in Lebensmitteln. Am besten ist es, Lebensmittel unverpackt auf Märkten, in Bauernläden oder Unverpacktläden zu kaufen. Doch auch im Supermarkt werden Obst, Gemüse sowie Käse und Wurst ohne Verpackung angeboten. Für den Transport einfach eine eigene Baumwolltasche oder eine Transportbox mitnehmen.
Papierverpackung statt Plastikverpackung Getreide, Nudeln, Kräuter, Tee und Nüsse sind in Bio- und Bauernläden auch in Papierverpackungen erhältlich.
Joghurt und Speiseöl in Glasbehältern kaufen Fetthaltige oder saure Lebensmittel wie Joghurt und Öl lösen aus Kunststoffverpackungen leichter schädliche Stoffe wie Bisphenol A (BPA) oder Acetaldehyd. Glasverpackungen sind eine sichere und schadstofffreie Alternative.
Kunststofffrei trinken Anstatt Wasser in Plastikflaschen zu kaufen, kann man einfach Leitungswasser trinken, sofern dieses Trinkwasserqualität hat. Plastikflaschen können Mikroplastik und schädliche Zusatzstoffe wie Weichmacher abgeben, vor allem bei Hitze oder langer Lagerung. Für unterwegs sind wiederverwendbare Flaschen aus Glas oder Edelstahl eine gesunde und nachhaltige Alternative.
Mehrweggeschirr statt Einwegteller, -besteck oder Trinkhalme verwenden, die nach einmaliger Verwendung im Müll landen. Take-away-Speisen in selbst mitgebrachte Behälter füllen lassen und den eigenen Thermobecher für Coffee-to-go verwenden.
Konservendosen prüfen Aus der Beschichtung an der Innenwand kann sich gesundheitsschädliches Bisphenol A lösen. BPA wurde in der EU zwar mit Ende 2024 in Lebensmittelverpackungen verboten, doch bis zum Ablauf der Übergangsfrist von 18 Monaten kann sich immer noch BPA in Verpackungen befinden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann seine Konservendosen prüfen. Ist an der Innenseite eine Beschichtung aufgebracht, besteht diese mit ziemlicher Sicherheit aus Kunststoff und ist damit eine potenzielle Quelle von Mikroplastik und/oder Schadstoffen. Sieht man stattdessen blankes Blech, besteht dieses Risiko nicht.
Kochlöffel und Schneidebretter aus Holz verwenden Durch das Schneiden auf Kunststoffschneidebrettern werden unzählige Mikroplastikteilchen frei, die im Essen landen. Ebenso bedenklich sind Plastikkochlöffel, aus denen sich vor allem durch Einwirkung von Hitze Mikroplastik lösen kann. Die bessere Alternative sind Holzschneidebretter und Holzkochlöffel. Ganz wie in Omas Zeiten.
Glas-, Emaille- oder Edelstahl als Material für Rührschüsseln und Vorratsdosen bevorzugen.
Plastikfreies Einfrieren von Lebensmitteln Anstatt von Plastikdosen und -gefrierbeuteln können Obst, Gemüse, Kräuter sowie Suppen und Soßen in Glas eingefroren werden. Am besten eignen sich Schraubgläser mit stärkerem Glas und großer Öffnung von zum Beispiel eingelegten Gurken, Honig oder Oliven. Wichtig bei Suppen und Soßen ist, das Glas nur dreiviertel zu füllen und erst nachdem der Inhalt gefroren ist, mit dem Deckel zu verschließen, da sich Flüssigkeit beim Einfrieren ausdehnt.
Stoffbeutel und Wachstücher statt der Brotdose aus Plastik zum Aufbewahren von Brot und Brötchen verwenden. Diese eignen sich auch wunderbar, um Brot für einige Wochen einzufrieren.
Gewürzmühlen mit Keramikmahlwerk verwenden Mit Kunststoffmahlwerken mahlt man sich Mikroplastik direkt über das Essen. Gute Alternativen zur Plastikmühle sind Mörser – aus Stein oder Metall – oder Mühlen mit Keramikmahlwerken.
2. Mikroplastik durch Textilien vermeiden
Kleidung und Heimtextilien wie Teppiche, Tisch- und Bettwäsche, Möbelbezüge oder die kuschelige Fleecedecke aus synthetischen Fasern setzen durch Abrieb große Mengen Mikroplastik in Innenräumen frei. Die winzigen Partikel gelangen in die Atemluft, reichern sich im Hausstaub an – und landen schließlich auf unseren Tellern.
Auch beim Waschen synthetischer Kleidung lösen sich zahlreiche Fasern, die über das Abwasser in die Umwelt gelangen. Wer seine Wäsche in einer vollen Waschmaschine, bei niedrigen Temperaturen im Schonwaschgang und ohne Weichspüler wäscht, kann die Belastung deutlich reduzieren. Zudem sollte das Flusensieb von Waschmaschine und Trockner niemals über den Abfluss, sondern stets über den Hausmüll entsorgt werden.
Textilien aus Naturfasern wie Baumwolle, Seide, Hanf, Brennnessel, Leinen oder Wolle sind hautfreundlich, atmungsaktiv – und völlig frei von Mikroplastik. Gleiches gilt für Teppiche, Vorhänge und Möbelbezüge aus Naturmaterialien.
Putz- und Spültücher aus Mikrofaser verlieren genau wie Kleidung durch Abrieb beim Putzen und Waschen winzige Kunstfasern, die so die Luft und das Abwasser belasten. Selbst gestrickte oder gehäkelte Lappen aus Baumwolle sind eine bessere Wahl.
Der Abrieb von Schuhsohlen, vor allem der beliebten Sneaker, macht einen erheblichen Anteil von Mikroplastik in der Umwelt aus. Alternativen sind Schuhe mit Ledersohle oder Sohle aus Naturkautschuk.
3. Mikroplastik im Badezimmer vermeiden
In zahlreichen Kosmetikprodukten wie Duschgel, Zahnpasta, Shampoo, Make-up und Sonnencremes setzen viele Hersteller Mikroplastik und andere synthetische Polymere ein. In bestimmten Bereichen verbietet zwar die EU-Kommission seit Oktober 2023 den Einsatz von Mikroplastik wie abrasive Mikroplastikperlen in Peelings und Glitzer, doch für viele weitere Kosmetikartikel wie Shampoos, Duschgels, Lippenstifte und Make-up-Produkte gibt es Übergangsfristen von bis zu zwölf Jahren.
Wer auf zertifizierte Naturkosmetik aus dem Biofachhandel zurückgreift, kann Mikroplastik sicher vermeiden. Diese wird auch in nachfüllbaren Glasflaschen angeboten, was den Plastikabfall weiter reduziert. Wer noch mehr Kontrolle über die Inhaltsstoffe haben möchte, kann Zahnpasta, Lippenbalsam, Cremes oder Deos selbst herstellen.
Weitere Tipps sind, flüssige Duschgels und Shampoos durch feste (Haar)Seife zu ersetzen, Bambuszahnbürsten, Metallrasierer und waschbare Abschminkpads aus Baumwolle zu verwenden.
Für die Monatshygiene gibt es umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Produkten – etwa Biotampons, Bioeinlagen, Menstruationstassen aus Naturkautschuk und Periodenunterwäsche. Denn in konventionellen Hygieneartikeln steckt neben den saugenden Fasern auch viel Plastik: Die meisten Tampons, Binden und Slipeinlagen sind mit einer dünnen Kunststoffschicht überzogen.
4. Mikroplastik bei der Haushaltsreinigung vermeiden
Viele herkömmliche Wasch- und Putzmittel enthalten Mikroplastik und wasserlösliche Polymere. Alternativen dazu sind zertifizierte ökologische Reinigungsmittel und einfache Mittel, die jeder zu Hause hat. Putzmittel können selbst hergestellt werden aus Backpulver, Natron, Salz, Essig, Alkohol, Kernseife, Zitronen und Zitronensäure. Wäschewaschen geht ganz natürlich mit Waschnüssen oder Kastanienpulver.
Mikroplastik sammelt sich im Hausstaub, daher sollten Sie Wohnräume regelmäßig saugen und glatte Flächen wischen. Insbesondere, wenn Kinder im Haus sind, die noch auf allen vieren die Welt erkunden.
An erster Stelle für die Ursache von Mikroplastik in der Umwelt wird Abrieb von Autoreifen genannt. Dieser befindet sich in der Luft als Feinstaub, am Straßenbelag und gelangt durch Regen in den Boden und in unsere Weltmeere. Über den Boden findet sich das Mikroplastik wiederum in unseren Lebensmitteln.
Mikroplastik betrifft uns alle – jede vermiedene Quelle schützt nicht nur die Umwelt, sondern auch unsere Gesundheit, denn weniger Mikroplastik in der Natur bedeutet auch weniger in unseren Lebensmitteln und unserem Körper.
Renate Hofmarcher begeistert sich für Themen wie gesunde Ernährung, Heilkräuter und essbare Wildkräuter. Sie beleuchtet in ihren Artikeln sowohl neueste wissenschaftliche Erkenntnisse als auch traditionell überliefertes Wissen zu diesen Themen. Zudem schreibt sie gerne über praktische Gartentipps.