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Im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens

Sanfte Kraft aus alter Zeit – die Linde als Heilpflanze des Jahres 2025

Kaum ein Baum ist so eng mit dem Menschen verbunden wie die Linde. Seit Jahrtausenden ist sie unser stiller Begleiter und Sinnbild für Gemeinschaft und Geborgenheit. Mit ihren Heilkräften lindert sie viele Beschwerden.

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Große, frei stehende Linde in Bayern.

Foto: istock/filmfoto_scaled

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Mächtig im Wuchs, sanft in der Wirkung – die Linde ist Heilpflanze des Jahres 2025. Mit dieser Auszeichnung würdigt der Naturheilverein (NHV) Theophrastus jedes Jahr eine Pflanze, um an ihre besonderen Heilkräfte zu erinnern.
Die Linde ist eine sanfte und vielseitige Heilpflanze, die nicht nur bei Erkältungen und Fieber zum Einsatz kommt. Bekannt ist auch ihre entzündungshemmende, schleimlösende, harntreibende und beruhigende Wirkung.
Darüber hinaus hat die Linde eine hohe mythologische und symbolische Bedeutung. Linden standen einst im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.

Mythologie und Symbolkraft der Linde

Überlieferungen zufolge war die Linde bei den Germanen der Fruchtbarkeitsgöttin Freya geweiht. Der Baum galt als Symbol für Wahrheit, Gerechtigkeit, Entschlossenheit und Mitgefühl. Unter ihr hielten die Germanen Volks- und Gerichtsversammlungen ab. Stets stand die Linde dabei in Verbindung mit dem Weiblich-Sanften und Mütterlichen. Diese Bedeutung behielt sie auch nach der Christianisierung, als die Freya-Linden zu Marien-Linden wurden.
Später wurde sie mitten in Ortschaften als Dorf- und Tanzlinde gepflanzt. Man traf sich unter ihrer Krone, um Feste zu feiern, zu tanzen und fröhlich zu sein. Sie thront vor Kirchen oder Burgtoren und ist heute vielfach als beeindruckendes Naturdenkmal zu bestaunen, zumal sie ein biblisches Alter von 1.000 Jahren erreichen kann.

Tanzlinde in Isling, Oberfranken.

Foto: Joseph Thäle/iStock

In vielen Volks- und Kunstliedern, wie zum Beispiel in Schuberts vertontem „Am Brunnen vor dem Tore“, wird die Linde besungen. Diese Lieder erinnern daran, dass die Linde früher ein zentraler Bestandteil des Lebens und der Gesellschaft war.

Botanische Eigenschaften

In Europa sind von den weltweit rund 40 Lindenarten vor allem zwei bekannt: die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) und die Winterlinde (Tilia cordata). Zudem gibt es viele Hybridarten, die sich nicht immer eindeutig bestimmen lassen.
Die herzförmigen Blätter der Linde sprießen in den Frühlingsmonaten und zieren die Landschaft in herrlichem Lindgrün. Sie sind zart und weich und eignen sich in dieser Zeit hervorragend als Zutat für Blattsalate. Ihr Geschmack ist mild und angenehm, leicht säuerlich. Beim Kauen sind sie samtig bis geschmeidig, da sie, wie auch andere Mitglieder der Familie der Malvengewächse, viele Schleimstoffe besitzen. Diese wirken wohltuend auf die Mundschleimhäute und den Magen.
Die Sommerlinde beginnt im Juni zu blühen, die Winterlinde etwa zwei Wochen später. Süßlich frischer Duft liegt während dieser Zeit in der Luft, der nicht nur uns Menschen betört, sondern auch viele Insekten anzieht. In dieser Zeit werden die Linden von Tausenden Bienen umschwirrt, die wertvollen Nektar sammeln. Der Lindenblütenhonig ist ein heller, aromatischer Honig, der immunsteigernd wirkt und hervorragend im Lindenblütentee schmeckt.

Heilkraft und Anwendungsgebiete der Linde

Die heilkräftigen Inhaltsstoffe der Sommer- und der Winterlinde sind sehr ähnlich, weshalb die Europäische Arzneimittel-Agentur eine Monografie für beide gemeinsam herausgegeben hat. In dieser werden die Blüten mitsamt Stielen und dem pergamentartigen Hochblatt als arzneilich wirksamer Bestandteil beschrieben.

Sommerlinde (l.) und Winterlinde.

Foto: Botanisches Institut Universität Neuchâtel (CC BY-SA 3.0), F. W. van Eeden (gemeinfrei)

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen Flavonoide, ätherische Öle sowie Schleim- und Gerbstoffe, die für die Heilwirkung der Lindenblüten verantwortlich gemacht werden.
In der Volksheilkunde ist Lindenblütentee vor allem für seine schweißtreibende und schleimlösende Wirkung bekannt. Er wird traditionell bei fiebrigen Erkältungen, Husten und Katarrhen der oberen Atemwege eingesetzt. Da der Tee das Immunsystem insgesamt ankurbelt, kann er auch vorbeugend in der kalten Jahreszeit getrunken werden.
Darüber hinaus findet Lindenblütentee Anwendung bei Appetitlosigkeit, Darmentzündungen, Kopfschmerzen, Ischiasbeschwerden und Rheuma. Seine beruhigende Wirkung kann beim Einschlafen helfen. Auch ein leicht blutdrucksenkender und entzündungshemmender Effekt wird ihm zugeschrieben, was die Gesundheit in vielen weiteren Aspekten unterstützt. Die Heilkraft der Linde ist dabei stets sanft und behutsam, sodass sie häufig mit anderen Heilpflanzen kombiniert verwendet wird.
Noch Anfang der 1990er-Jahre führte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Monografien zu Lindenblättern, -holz und -holzkohle mit dem Hinweis, dass „die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten […] nicht belegt“ sei. In diesem Zusammenhang begrüße der NHV Theophrastus weitere wissenschaftliche Studien zu oben genannten Anwendungen.

Mehrfach ausgezeichnet

Die Linde wurde bereits mehrfach gewürdigt – 1991 als „Baum des Jahres“ (Sommerlinde), 2016 folgte die Winterlinde. Mit der Ernennung zur „Heilpflanze des Jahres 2025“ rückt der NHV Theophrastus nun ihre oft übersehene Heilkraft ins Licht. Trotz ihrer Präsenz im Stadtbild und in Kultur und Mythologie wird die Linde als Heilpflanze kaum noch wahrgenommen. Dabei wirkt sie beruhigend, stärkt die Nerven und steht sinnbildlich für Ruhe und Ausgeglichenheit – Qualitäten, die in unserer hektischen Zeit besonders wertvoll sind.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Renate Hofmarcher begeistert sich für Themen wie gesunde Ernährung, Heilkräuter und essbare Wildkräuter. Sie beleuchtet in ihren Artikeln sowohl neueste wissenschaftliche Erkenntnisse als auch traditionell überliefertes Wissen zu diesen Themen. Zudem schreibt sie gerne über praktische Gartentipps.

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