Was Zombiezellen in uns auslösen – und 6 Tipps, wie wir sie loswerden
Pro Sekunde bildet und entsorgt der menschliche Körper rund 50 Millionen Zellen. Streikt die innere Müllabfuhr, bilden sich Zombiezellen. Wie wir sie wieder loswerden und unsere Zellhygiene stärken, erklärt Gastautor und Heilpraktiker René Gräber in seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.
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Seneszente Zellen frieren ihren Zellzyklus ein. Das verhindert Krebs, löst aber einen „Daueralarm“ aus, der Nachbarzellen stresst.
Pro Sekunde werden rund 50 Millionen Körperzellen neu, um- und abgebaut. Funktioniert der Abbau nicht richtig, können sich Zombiezellen bilden.
Seneszente Zellen, so der Fachbegriff, frieren ihren Zellzyklus ein. Das verhindert Krebs, löst aber einen „Daueralarm“ aus, der Nachbarzellen stresst.
Nicht Pillen, die „alte Zellen ausschalten“, sondern die Natur und das Verständnis unseres Körpers genügen, um Zombiezellen zu begegnen.
Manche Menschen altern schneller als ihr Kalender: Gelenke schmerzen, die Haut wirkt fahl, der Kopf ist kahl – obwohl Blutwerte unauffällig sind. Häufig steckt der „Schwelbrand“ eine Ebene tiefer: in den seneszenten Zellen, umgangssprachlich Zombiezellen genannt.
Diese Art Zellen teilen sich nicht mehr, sie sterben aber auch nicht. Stattdessen funken sie ständig Alarmsignale in ihr Umfeld und beschleunigen damit den „Gewebeverschleiß“. Das Problem ist, die meisten Menschen sehen dieses „Problem“ täglich im Spiegel, aber sie verstehen nicht exakt, was genau passiert und was sie wirklich tun können.
Wie entstehen Zombiezellen?
In jeder Sekunde erneuern sich Millionen Ihrer Körperzellen, man schätzt so um die 50 Millionen. In den 3 Sekunden, die Sie zum Lesen dieses Satzes gebraucht haben, waren es schon wieder etwa 150 Millionen Zellen: abgebaut, umgebaut, neu gebaut.
Was aber, wenn eine Zelle irreparabel geschädigt ist? Die wird dann abgebaut und folgt normalerweise dem programmierten Selbstmord, auch Apoptose genannt. Alternativ wird sie via Autophagie von innen „aufgeräumt“ und dann von anderen Zellen abgeräumt. Für die genaue Entschlüsselung der Autophagie gab es übrigens 2016 den Medizin-Nobelpreis.
Kann die Zelle nicht abgeräumt werden, greift ein drittes Sicherheitsnetz: die zelluläre Seneszenz. Die betroffene Zelle friert ihren Zellzyklus ein, verhindert dadurch Krebs, schaltet aber mehr oder weniger auf „Daueralarm“ und sendet über sogenannte SASP (senescence-associated secretory phenotype) entzündliche Botenstoffe nach außen.
Seneszente Zellen frieren ihren Zellzyklus ein, schalten aber auf Daueralarm, der benachbarte Zelle stresst.
Foto: René Gräber
Gefährlicher als ihr Name vermuten lässt
Kurzfristig schützt das, langfristig wird es zum Problem, denn die Nachbarzellen geraten in Mitleidenschaft. Auch deren „Reparatur“ stockt und die Entzündung kehrt nie ganz zur Ruhe zurück. Wenn man dieses „Problem“ erst einmal erkannt hat, muss man sofort die Frage stellen: Welche Faktoren treiben diese Seneszenz an?
Verantwortlich für diese stille Zellalterung sind vor allem vier Faktoren:
oxidative Belastungen durch Umweltgifte wie Aluminium, Quecksilber oder Feinstaub – sie stören den Zellstoffwechsel und fördern chronischen Stress auf Zellebene
anhaltende Entzündungen im Körper – etwa durch Darmstörungen, Zahnherde oder stille Infektionen
eine dauerhaft zu energiereiche Ernährung mit häufigen Blutzuckerspitzen und
ein natürlicher, aber folgenreicher Prozess: die altersbedingte Verkürzung der Telomere, jener Schutzkappen an den Enden unserer Chromosomen, die mit jeder Zellteilung ein Stück kürzer werden
Seneszente Zellen sind nicht bösartig wie Tumorzellen. Aber ihr ständiges „Alarm-Geplänkel“ verändert das Gewebemilieu so, dass echte Tumorzellen leichter Fuß fassen können. Die paradoxe Folge: Was anfangs vor Krebs schützt, kann ihn später begünstigen.
Zombiezellen sind nicht bösartig, können aber langfristig Krebs begünstigen.
Foto: ts | Epoch Times nach René Gräber
Warum die „Müllabfuhr“ stottert
Im jungen Körper funktioniert die innere Zellhygiene erstaunlich effizient: Was nicht mehr taugt, wird zerlegt – was schadet, wird entsorgt. Doch mit den Jahren lässt diese Reinigungsleistung spürbar nach. Zwei Systeme sind dabei besonders betroffen:
Die Autophagie – der zelluläre Aufräumdienst – wird träger. In jungen Zellen entfernt sie beschädigte Eiweiße, defekte Mitochondrien und Zellreste zuverlässig. Doch seneszente Zellen entziehen sich diesem Prozess – Autophagie läuft in ihnen nicht nur langsamer, sie ist regelrecht blockiert.
Auch das Immunsystem wird nachlässiger. Zytotoxische T-Zellen, die früher zuverlässig alte und gestörte Zellen aus dem Verkehr zogen, verlieren an Präzision und Durchschlagskraft. Viele seneszente Zellen bleiben dadurch unerkannt – und überdauern.
Das Ergebnis: Zellmüll sammelt sich an. Das Bindegewebe verliert an Struktur, die Muskeln schwinden, die Regeneration stockt – und selbst ausreichend Schlaf kann das nicht mehr kompensieren.
Was gegen Zombiezellen hilft
Die gute Nachricht: Wir sind dem Prozess nicht ausgeliefert. Wer versteht, wie der Körper funktioniert, kann einiges tun, um seine innere Zellhygiene wieder in Schwung zu bringen. Nicht mit Pillen – sondern mit einfachen, aber gezielten Impulsen.
Fasten
Wenn wir essen, schaltet der Körper auf Wachstum. Wenn wir fasten, stellt er um – auf Reparatur. In dieser Phase sortiert er defekte Zellteile aus, aktiviert Selbstreinigung und mobilisiert das Immunsystem. Studien zeigen, dass bereits wenige Fastentage reichen, um Entzündungen spürbar zu senken. Ich persönlich faste zweimal im Jahr über fünf bis zehn Tage.
Bewegung
Wenn es um Zellreparatur und gesunde Alterung geht, ist Krafttraining das Mittel der Wahl und auch deutlich wirksamer als bloßes Ausdauertraining. Der Grund: Beim gezielten Muskelreiz (etwa durch Kniebeugen, Zugübungen oder isometrische Haltearbeit) schüttet der Körper sogenannte Myokine aus. Diese Botenstoffe wirken wie biologische Katalysatoren. Sie fördern die Autophagie, dämpfen stille Entzündungen und regen Reparaturprozesse an – sogar in Organen, die gar nicht mittrainiert wurden, etwa in der Leber, im Bindegewebe oder im Gehirn.
Pflanzenstoffe
Bestimmte Naturstoffe wie Fisetin (in Erdbeeren) oder Quercetin (in Äpfeln, Zwiebeln) können gezielt alte Zellen schwächen – und ihnen so den Rückzug nahelegen. Andere wie Spermidin, das in Weizenkeimen oder gereiftem Käse vorkommt, dämpfen zumindest ihre negativen Signale.
Schlaf und Rhythmus
Guter Schlaf ist mehr als Erholung – er ist ein biologisches Reparaturfenster. Während der Nacht schaltet der Körper in einen Zustand, in dem Zellen Schäden beheben, defekte Proteine abbauen und neue Strukturen aufbauen. Entscheidend ist dabei nicht nur die Dauer, sondern auch die Qualität – und vor allem – die Dunkelheit. Denn nur in echter Dunkelheit produziert die Zirbeldrüse ausreichend Melatonin. Das Hormon steuert indes nicht nur den Schlaf, sondern wirkt auch als zelluläres Antioxidans und unterstützt DNA-Reparaturprozesse.
Kälte- und Wärmereize
Kneipp-Güsse, Wechselduschen, Saunagänge – sie alle setzen Reize, auf die der Körper mit Anpassung reagiert. Dabei entstehen Proteine, die beschädigte Eiweiße erkennen und markieren – als wären sie kleine Post-it-Zettel mit der Aufschrift „Bitte entsorgen“.
Konkrete Tipps:
einmal pro Woche bewusst fasten: zum Beispiel 16 Stunden lang nichts essen (Abendessen um 18 Uhr, Frühstück erst um 10 Uhr)
zwei- bis dreimal pro Woche Kraftübungen: nicht lange, aber gezielt – mit Widerstand und Muskelspannung
täglich bunt essen: eine Handvoll Beeren, ein Apfel mit Schale, eine Portion Zwiebeln oder Brokkoli
Weizenkeime oder Hartkäse: liefern Spermidin, das die Zellen aufräumen hilft
am Abend Licht dämpfen: am besten 1 bis 2 Stunden vor dem Schlaf kein Bildschirmlicht mehr
kalt duschen nicht scheuen: Gerade morgens stärkt ein kurzer Kältereiz die Zellresilienz, Sie können auch lauwarm beginnen
Fazit: Natur statt Hightech
Die Forschung zu seneszenten Zellen steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Pharmaindustrie wittert bereits das große Geschäft. Erste Wirkstoffe, die alte Zellen „ausschalten“ sollen, sind in der Pipeline. Ob sie wirken, sicher sind oder am Ende nur neue Probleme schaffen, bleibt abzuwarten.
Die gute Nachricht? Wir brauchen sie nicht unbedingt. Fasten, Krafttraining, Pflanzenstoffe, Kältereize – all das wirkt längst, wenn man es konsequent und klug einsetzt. Nicht Hightech rettet unsere Zellen, sondern Biologie im Dienst der Selbstregulation. Oder einfacher gesagt, der Körper weiß, wie es geht, wir müssen ihn nur lassen.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“. Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.