
Was Ohrenschmalz über Krebs verrät
Lange unterschätzt, entpuppt sich Ohrenschmalz als medizinisches Multitalent – Forscher konnten damit Krebs mit verblüffender Präzision diagnostizieren.

Das unscheinbare Ohrensekret offenbart Hinweise auf Krebs, Diabetes und neurodegenerative Erkrankungen.
Foto: AndreyPopov/iStock
Das Wichtigste in Kürze:
- Ohrenschmalz speichert Gesundheitsdaten – und liefert Hinweise auf Krankheiten, lange bevor Symptome auftreten.
- Krebs früh erkennen – ein neues Diagnoseverfahren nutzt Ohrenschmalz, um Tumore mit höchster Genauigkeit zu identifizieren.
- Mehr als Krebs – selbst Hinweise auf Diabetes, Alzheimer oder Depressionen lassen sich im Ohrenschmalz nachweisen.
Wir schenken ihm kaum Beachtung – und doch birgt es erstaunliche Erkenntnisse: Ohrenschmalz gilt gemeinhin als lästig, dabei ist es ein kleines biologisches Wunder. Die neueste Forschung zeigt, dass dieses unscheinbare Sekret weit mehr leistet, als nur Schmutz aus dem Gehörgang zu transportieren. Es speichert wertvolle Gesundheitsinformationen – und könnte künftig sogar zur Früherkennung von Krankheiten wie Diabetes oder Krebs beitragen.
Wie Ohrenschmalz Krebs verraten kann
Bereits 2019 gelang Forschern ein erstaunlicher Durchbruch: Sie entwickelten eine neuartige Methode zur Krebsdiagnose – basierend auf Ohrenschmalz. Die Ergebnisse, veröffentlicht im renommierten Fachmagazin „Nature“, sorgten in Fachkreisen für Aufsehen. Ihr Verfahren nannten die Wissenschaftler „Cerumenogramm“.
Für die Studie analysierten sie Ohrenschmalzproben von zwei Gruppen: Krebspatienten (darunter Lymphome, Karzinome und Leukämien) und gesunden Personen. Das Ergebnis war verblüffend: Anhand von 27 biologischen Markern konnten sie in allen Fällen zuverlässig zwischen krank und gesund unterscheiden – mit 100 Prozent Genauigkeit.
Der Test ist nicht nur schnell, schmerzfrei und günstig – er könnte laut den Forschern die Krebsdiagnostik grundlegend verändern.
Früher erkennen, gezielter behandeln
In einer aktuellen Studie von April 2025 erweiterten die Forscher das Potenzial des sogenannten Cerumenogramms – einer innovativen Analyse von Ohrenschmalz zur Erkennung krankhafter Veränderungen im Körper. Die Methode kann nicht nur aktive Krebszellen identifizieren, sondern auch frühe Stoffwechselveränderungen aufspüren, die auf Krebsvorstufen hinweisen. Sogar zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren lässt sich damit zuverlässig unterscheiden.
Laut Studienleiter Filho erkennt das Verfahren Krebs oft deutlich früher als herkömmliche Tests oder bildgebende Verfahren. Der große Vorteil: Eine frühere Diagnose bedeutet in vielen Fällen eine schonendere, effektivere und kostengünstigere Behandlung – noch bevor sich der Krebs vollständig ausbildet.
Und auch nach der Therapie zeigt die Methode ihr Potenzial: Sie kann den Zeitpunkt der vollständigen Heilung präzise bestimmen – und damit Patienten Jahre der Ungewissheit und Nachsorge ersparen.
Mehr als Krebs: Was Ohrenschmalz über Diabetes, Alzheimer und Depression verrät
Filho und sein Team weiten ihre Forschung inzwischen auf weitere Krankheitsbilder aus – darunter Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, seltene Erbkrankheiten wie Xeroderma pigmentosum, aber auch neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer. Selbst komplexe Störungen wie Autismus und Depressionen rücken nun in den Fokus.
In Brasilien kommt die Methode bereits zum Einsatz: Sie hilft dabei, Tumorentwicklungen zu erkennen, das Stadium eines Krebses zu bestimmen, Krebsvorstufen zu identifizieren und zuverlässig festzustellen, ob sich der Krebs tatsächlich in Remission befindet.
„Diese Untersuchung wird routinemäßig in einem der größten onkologischen Krankenhäuser des Landes, dem Hospital Amaral Carvalho (Jaú-São Paulo), durchgeführt, und wir arbeiten daran, dass in den nächsten fünf Jahren alle öffentlichen Bildungs- und Forschungseinrichtungen des Landes diese Untersuchung zu möglichst geringen Kosten für die gesamte Bevölkerung anbieten“, erklärte Filho.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Mit Material von The Epoch Times.
Aktuelle Artikel des Autors
26. Dezember 2024
Legalisierung oder Verbot: Europas Cannabis-Debatte
05. November 2024
Krebszellen lieben Zucker
10. August 2023
Tinnitus: Alternativmedizin als Hoffnungsschimmer
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.