
Wegerich: Wildkraut mit Heilkraft und Geschmack
Schier unscheinbar wachsen sie an jedem Wegesrand, und doch besitzen sie besondere Heilkräfte und überraschen in der Küche mit einem pilzähnlichem Aroma: der Spitz- und Breitwegerich.

Spitzwegerich: erkennbar an den lanzettlichen Blättern, bodenständig in Rosetten angeordnet.
Foto: iStock/Tatsiana-Maroz
Wegeriche (Plantago) sind weitverbreitete Allerweltspflanzen und gehören auch in Deutschland zur heimischen Flora. Man findet sie in Gärten, auf trockenen Wiesen und Feldern, an Wegrändern und selbst auf Schuttplätzen. Im Volksmund nennt man sie auch „die Pflanze am Wege“.
Seit der Antike werden Wegeriche, insbesondere der Spitz- und Breitwegerich, für Heilzwecke genutzt. Ihre Hauptanwendungsgebiete sind die Atemwege und die Haut.
Hausmittel bei Husten, Insektenstichen und Hautreizungen
Sowohl der Spitz- als auch der Breitwegerich haben ähnliche heilkräftige Wirkungen, obwohl nur der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) aufgrund langjähriger Erfahrungen in der Phytotherapie offiziell anerkannt ist. So ist Spitzwegerich eines der bekanntesten Hustenkräuter, das bei Reizhusten, Bronchitis und Entzündungen im Mund- und Rachenraum zur Anwendung kommt.
Er enthält Schleimstoffe, die sich als schützende Schicht auf die Schleimhäute legen und so den Hustenreiz lindern. Die enthaltenen Iridoidglycoside wie Aucubin und Catabol wirken antibakteriell. Hinzu kommen Gerbstoffe, die adstringierend (zusammenziehend) und blutstillend wirken und die Schleimhäute stärken.
Bei Sonnenbrand kann Spitzwegerich helfen, die Haut zu kühlen und den Schmerz zu lindern.
In der Volksmedizin ist Spitzwegerich auch ein bewährtes Mittel zur Erstversorgung von Wunden und bei Insektenstichen. So kann die Pflanze bei einem schmerzhaften Wespen- oder Bienenstich schnell Juckreiz und Schwellung lindern. Dafür mehrere Blätter im Mund kauen oder mit den Fingern verreiben, bis der Pflanzensaft austritt. Den Saft sofort auf den Stich geben und einige Minuten einwirken lassen. Ähnlich vorgehen kann man bei Quaddeln von Brennnesseln und leichten Schürf- oder Kratzwunden. Da Spitzwegerich fast überall wächst, ist er ein schnell verfügbares Erste-Hilfe-Mittel.
Zudem dient der Breitwegerich (Plantago major) beim Wandern als natürliches Blasenpflaster: Bei beginnenden Druckstellen kann ein zerdrücktes Blatt direkt auf die Haut unter die Socke gelegt werden, um der Bildung von Blasen vorzubeugen. Die enthaltenen Schleim- und Gerbstoffe wirken hautberuhigend und schützend.
Wegerich als schmackhaftes Wildgemüse
Alle Pflanzenteile sowohl des Spitz- als auch des Breitwegerichs sind essbar. Besonders die jungen, zarten Blätter aus der Rosettenmitte eignen sich hervorragend als gesunde und schmackhafte Zutat für Salate oder Gemüsegerichte. Mit ihrem nussigen Aroma und einem Hauch von Pilzgeschmack, der sich beim Kochen noch weiter entfaltet, verfeinern sie Speisen wie Spinat, Suppen, Omeletts oder Rührei. Sie lassen sich auch entsaften, auf Brot legen oder im Brotteig mit backen. Da die Blätter starke Längsfasern haben, sollten sie quer zur Faser geschnitten werden. Obendrein liefern Wegerichblätter wertvolle Nährstoffe wie Kieselsäure, Zink, Kalium, Vitamin C und B.
Junge Breitwegerichblätter schmecken zudem mit Frischkäse bestrichen als Rohkostsnack. Aber auch die etwas älteren Blätter des Breitwegerichs können verwendet werden, wie etwa für die Herstellung von köstlichem Sauerkraut oder kurz vorgegart für Wildkräuterrouladen oder Sushi.
Darüber hinaus sind die Blütenstände eine leckere Knabberei aus der Natur, die an Champignons erinnern. Die noch weichen Blütenknospen können einfach von der Wiese genascht oder Salaten untergemischt werden. Besonders delikat schmecken sie mit etwas Butter in der Pfanne gedünstet.
Die Samen, die im Sommer heranreifen, enthalten etwas Öl und Schleimstoffe, die den Darm unterstützen. Sie können frisch genascht sowie Bratlingen und Aufläufen beigemischt werden, oder auch als Streckmehl für Brot und Gebäck dienen.
Im Herbst kann die feinästige Wurzel, die zwar etwas zeitaufwendig zu reinigen ist, für gedünstete Gemüsebeilagen oder Strudelfüllungen verwendet werden.
Erkennungsmerkmale
Der Spitzwegerich ist leicht an seinen lanzettlichen Blättern mit den längsparallelen Blattnerven erkennbar. Sie sind bodenständig zu einer Blattrosette angeordnet, aus der in der Mitte häufig ein langer kahler Stängel mit einer Blütenähre emporragt.
Die Blätter des Breitwegerichs sind hingegen breit und oval. Sie sind Tritten gegenüber besonders widerstandsfähig und wachsen daher häufig entlang von Wanderwegen. Seine Blütenstände befinden sich auf einem kürzeren Stängel mit einem viel längeren Blütenstand als der Spitzwegerich.
Wegerich sollte nur selbst gesammelt werden, wenn er auch eindeutig bestimmt werden kann.

Der Breitwegerich hat ovale Blätter, die flach am Boden liegen.
Foto: iStock/emer1940
Rezept: Apfel-Spitzwegerich-Salat
Zutaten:
- 2 Äpfel
- 1 Gurke
- 2 Handvoll junge Spitzwegerichblätter
- Saft einer Zitrone
- 140 ml Wasser
- 2 EL Mandelmus
- Salz und Pfeffer
- 3 EL Leinöl
- 1 TL Honig
- 50 g gehackte Mandeln
Zubereitung:
- Äpfel und Gurke waschen und in kleine Würfel schneiden. Äpfel mit etwas Zitronensaft beträufeln.
- Spitzwegerich waschen, abtropfen lassen und in feine Streifen schneiden.
- Aus den restlichen Zutaten eine Marinade bereiten und alles zusammen gut durchmischen.
- Zum Schluss mit gehackten Mandeln bestreut servieren.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Renate Hofmarcher begeistert sich für Themen wie gesunde Ernährung, Heilkräuter und essbare Wildkräuter. Sie beleuchtet in ihren Artikeln sowohl neueste wissenschaftliche Erkenntnisse als auch traditionell überliefertes Wissen zu diesen Themen. Zudem schreibt sie gerne über praktische Gartentipps.
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