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Jung und genial

Auf höchstem Niveau: Pianist Robert Neumann gibt Debüt in der Berliner Philharmonie

In der Berliner Philharmonie, einer der renommiertesten Spielstätten weltweit, ist einer der vielversprechendsten jungen Pianisten zu Gast.

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Pianist Robert Neumann: Musik, die zu berühren vermag.

Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times

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Lesedauer: 7 Min.

Ein Auftritt in der Berliner Philharmonie komme einem Spiel in der Carnegie Hall von New York gleich, erzählt der junge Pianist Robert Neumann. Ebendiese Stadt war es auch, in der er 2023 beim Classical Bridge Festival von den New York Concert Artists mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde.
Am 30. April dieses Jahres tritt Neumann nun im Rahmen dieser Auszeichnung im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie auf. Zwischenzeitlich gewann er bei weiteren Wettbewerben: Gold beim NTD International Piano Competition 2024 New York und den Preis für Klavier beim Deutschen Musikwettbewerb 2025, ausgerichtet vom Deutschen Musikrat.

Einzigartiger Raum mit lebendigen Konzerten

Die Zeiten seien vorbei, in denen der Pianist in den Lichtkegel trete, spiele und das Publikum erstarrt lausche, lacht Neumann im Gespräch mit Epoch Times. Daher ist auch der Kammermusiksaal einer seiner liebsten Säle. Es ist der kleinere der beiden Spielorte in der Berliner Philharmonie. Wobei bei 1.136 Plätzen nicht mehr von der für Kammermusik notwendigen Intimität gesprochen werden kann.
Was den Saal aus den späten 1980er-Jahren jedoch auszeichnet, ist die Anordnung des Publikums rund um die Musiker, einer Arena gleich. Und natürlich seine Akustik. Neumann beschreibt sie als „in den meisten Ecken stark, transparent, aussagekräftig“.
Auch verbinde er viele dort erlebte, besondere Momente mit diesem Saal. „Wenn ich ein Konzert erlebe, dann bleibt nur die Erinnerung daran und sei es auch nur an eine Phrase. Diese eigene Aufnahme in der Erinnerung verändert sich mit einem selbst“, führt Neumann aus. Selbst wenn wir exakt das Gleiche später nochmals hören würden, müsse es nicht dasselbe in uns ansprechen, denn wir selbst haben uns verändert.
Das sei für ihn der immense Vorteil eines unbearbeiteten Live-Moments. Der Eindruck, der davon bleibe, habe die Fähigkeit, dynamisch mit uns mitzugehen. Eine technische Aufnahme halte den Moment zwar fest, friere ihn aber auch gleichzeitig ein. Die Lebendigkeit erstarrt. Insofern könne man behaupten, ein lebendig erlebtes Konzert sei die beste Aufnahme.

„Großangelegte Visitenkarte“

Robert Neumanns Spiel besticht genau durch diese Lebendigkeit des Moments. Nicht umsonst wird er in der Medienlandschaft in den höchsten Tönen gelobt. Denn Neumann erlaubt es den Zuhörern nicht nur Virtuosität zu erleben, sondern eine Persönlichkeit zu spüren, die ihre Sicht der Welt teilt.
Am 30. April präsentiert das Konzert stark kontrastierende Werke. Stücke, die ihm ausnahmslos sehr nahe seien und mit denen er schon viel Zeit über die Jahre verbracht habe, teilweise seit seiner Kindheit. Es komme einer „großangelegten Visitenkarte“ gleich, die überwiegend auch seine Weltwahrnehmung zusammenfasse.
Zu hören sein werden Werke von Frédéric Chopin, Robert Neumann und Modest Mussorgsky. Mit den zwölf Etüden op. 25 von Chopin und Bilder einer Ausstellung von Mussorgsky verschreibt sich Neumann der Romantik, der Blütezeit des Fortepiano.
Das Stück aus seiner Feder sind Adaptionen der rumänischen Tänze von Béla Bartók. Im gleichen Alter von Neumann zog Bartók los, um im damaligen Königreich Ungarn die authentische Musik auf dem Land zu erforschen. Dabei gehörte vor 1918 auch Siebenbürgen, die teilweise deutsch besiedelte Region im heutigen Rumänien, zu Ungarn. Die dort gesammelten Melodien fasste Bartók zu der Sammlung Rumänische Volkstänze aus Ungarn zusammen.
Die Bilder einer Ausstellung von Mussorgsky sind für Robert Neumann ein Beispiel par excellence, wie spätromantische Werke eine Situation in ihrer Emotionalität skizzieren können, „wie man es mit keinem Text tun könnte“.

Musiker als Meister der Zeit

„Musik ist nicht Klang, nicht Gestus. Musik spielt mit der Zeit! Wir [als Musiker] reichern diese Zeit auf möglichst gehaltvolle und stringente Weise an, sodass keine Note tot ist“, erzählt Robert Neumann lebhaft. Dabei sieht er sich als Zeitmeister, der die Zeit verdichtet und verflüssigt. Ausgangspunkt und Endpunkt festlegend. Spannende Zeitlinien kreierend.
Diese Zeitgestaltung – wie viel Zeit etwa zwischen den aufeinanderfolgenden Worten respektive Tönen liege – sei es, mit der er spiele und damit dem Raum gebe, der er im Zusammenspiel mit dem Publikum gerade sei.
Denn die Energie, die im Raum bestehe, bestimme das Publikum maßgeblich. Ist es gebannt? Verhält es sich eher zurückhaltend, abwartend?
„Die Laune, besser gesagt, die Spielfreude, bezieht sich auf alles Emotionale. Wie spiele ich mit einer Emotion beim Zuschauer, wie schichte ich es aufeinander?“, erläutert Neumann. Denn mit dem psycho-akustischen Reaktionsverhalten könne man eben auch – spielen, sprich gestalten.
Wobei es ihm aber nie um Provokationen um der Provokation willen gehe. Wenn es eine Abweichung vom bisher üblichen gebe, müsse diese in ihrer Gestaltung an sich überzeugen.

„Wir sind keine Maschinen“

Sicher gebe es eine Arbeit, die verrichtet werden müsse, sagt Neumann. „Die Fingerfertigkeit, Gleichmäßigkeit, Geläufigkeit“ sei zu trainieren. Obgleich da, wie beim Zähneputzen, große Unterschiede in der Herangehensweise liegen. Unterschiedliche Methoden führten nicht zwangsläufig zu befriedigenden Ergebnissen. Die Frequenz des Tuns sei indes jedoch sehr bestimmend für den Erfolg. Nur einmal im Monat, lasse wohl bald die Zähne ausfallen.
Für Neumann ist klar, dass das Fehlerbehaftete dem Menschen per se innewohnt. Indem er erst gar nicht versucht, immer wieder gleich perfekte Ergebnisse abzuliefern, öffnet er sich dem Zauber des Moments. Diesen Atem, den er seinem Spiel dadurch verleiht, danken ihm Publikum und Kritiker.
Wer das ganz einmalig am 30. April in der Berliner Philharmonie miterleben kann, wird wissen, warum Robert Neumann immer wieder erste Preise bei Wettbewerben sein Eigen nennen darf.

Robert Neumann Klavier

Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal

Für Silke Ohlert stehen Geschichten im Mittelpunkt. Geschichten, die unterhalten und dabei vom Guten im Leben erzählen. Von dem, was den Menschen Kraft und Hoffnung gibt. Dafür schöpft sie aus ihrem Erfahrungsschatz von über 20 Jahren Theaterarbeit, vielen Reisen und einem naturverbundenen Leben.

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