Niedrige Löhne stiegen bei Vollzeitstellen stärker
Schwächster Anstieg der Reallöhne seit drei Jahren
Die Reallöhne stiegen zum achten Mal in Folge – wenn auch vergleichsweise moderat. Überdurchschnittlich stark legten die Reallöhne von Geringverdienern zu.

Mehr Kaufkraft: Die Reallöhne sind gestiegen (Symbolbild).
Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Die Nominallöhne in Deutschland waren im 1. Quartal 2025 um 3,6 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Dies ist der schwächste Anstieg seit dem Jahr 2022. Die Verbraucherpreise stiegen im selben Zeitraum um 2,3 Prozent.
Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, lagen die Reallöhne damit im 1. Quartal 2025 um 1,2 Prozent höher als im Vorjahresquartal und stiegen somit zum achten Mal in Folge.
Verantwortlich für den vergleichsweise moderaten Anstieg dürfte nach Einschätzung der Statistiker der Wegfall der Inflationsausgleichsprämie sein. Diese steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von bis zu 3.000 Euro konnten Arbeitgeber als Entlastung angesichts zwischenzeitlich stark gestiegener Verbraucherpreise bis zum 31. Dezember 2024 auszahlen.
Höhere Löhne bei Mitarbeitern der Energieversorgung
Überdurchschnittliche nominale Verdienststeigerungen gab es im 1. Quartal 2025 in den Wirtschaftsabschnitten Energieversorgung (+6,6 Prozent), Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+5,8 Prozent) und Information und Kommunikation (+5,8 Prozent).
Demgegenüber verzeichneten die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (+1,5 Prozent) und Grundstücks- und Wohnungswesen (+1,1 Prozent) vergleichsweise geringe Nominallohnanstiege. Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden wiesEN mit -2,4 Prozent einen Nominallohnverlust auf.
Niedrige Löhne stiegen bei Vollzeitstellen stärker als andere
Überdurchschnittlich stark legten die Reallöhne von Geringverdienern zu: Das Fünftel mit den geringsten Verdiensten verzeichnete im ersten Quartal einen Zuwachs von 7,2 Prozent, wie die Statistiker weiter mitteilten. Für das oberste Fünftel mit den höchsten Verdiensten lag der Anstieg demnach bei 2,7 Prozent.
Die Verdienste der Vollzeitkräfte insgesamt stiegen um 3,6 Prozent und damit genauso stark wie die Nominallöhne in der Gesamtwirtschaft.
Auszubildende wiesen im 1. Quartal 2025 mit 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal ein überdurchschnittliches Nominallohnwachstum auf. Geringfügig Beschäftigte hingegen hatten einen Anstieg von nur 0,7 Prozent zu verzeichnen, so die Statistiker.
Es bleibt „netto kaum etwas übrig“
„Vor diesem Hintergrund war die langsamere Gangart im laufenden Jahr absehbar“, erklärte Dominik Groll, Experte am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW).
Für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte komme erschwerend hinzu, dass zu Jahresbeginn die Zusatzbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung stark gestiegen sind. Daher bleibe vom Plus bei den Bruttolöhnen „netto kaum noch etwas“ übrig.
Groll erwartet, dass sich die Reallöhne zukünftig wieder stärker an der Arbeitsproduktivität orientieren. Diese sei wegen der schwächelnden Wirtschaft aber seit Jahren nicht gestiegen.
„Im laufenden Jahr wird daher der Kaufkraftzuwachs für die Arbeitnehmer merklich geringer ausfallen als im vergangenen Jahr“, erklärte Groll. Kräftige Zuwächse setzten eine deutliche Belebung der Wirtschaft voraus.
(dts/afp/red)
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